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ADHS: Eine andere Perspektive auf Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom

Aktualisiert: 5. Juli

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) gilt in unserer Gesellschaft oft als Störung. Dabei birgt es viele Eigenschaften, die in einem anderen Kontext als besondere Begabungen anerkannt werden könnten.


Als Kind war das Wort Langeweile für mich völlig fremd. Ständig arbeitete ich an zehn Bastelprojekten gleichzeitig, betrieb mehrere Sportarten und wollte jeden Tag etwas Neues lernen oder erschaffen. Das Lernen fiel mir nicht schwer, weil ich weniger intelligent war, sondern vielmehr zogen mich meine zahlreichen Interessen ständig in unterschiedliche Richtungen. In meiner Kindheit gab es keine ADHS-Diagnosen. Ich galt schlichtweg als "wuselig" oder "kreativ-chaotisch". Ständig wurde mir geraten, mich zu konzentrieren. Doch das fiel mir schwer und war es zudem total langweilig. Erst vor zwei Jahren wurde mir bewusst, dass all das einen Namen hat und durchaus eine besondere Stärke sein kann.


Warum ADHS mehr ist als nur Unruhe


Menschen mit ADHS besitzen einen extrem aktiven Geist, hohe Kreativität und außergewöhnliche Wahrnehmungsfähigkeit. Um zu verstehen, warum ADHS häufig als Problem erscheint, ist es hilfreich, die Symptome, evolutionären Hintergründe und natürlichen Umgangsweisen zu betrachten.


Symptome: Vielfalt der Symptome


ADHS äußert sich auf vielfältige Weise. Typische Symptome sind:

  • Konzentrationsschwierigkeiten und schnelles Abschweifen der Gedanken.

  • Vergesslichkeit bei Alltagspflichten.

  • Übermäßige Tagträumerei und gedankliches Abschweifen.

  • Impulsivität – Handeln ohne Nachdenken.

  • Schnelle Reizüberflutung und geringe Filterung von äußeren Einflüssen.

  • Probleme mit Zeitmanagement und Prioritätensetzung.


Wichtig ist zu betonen, dass ADHS nicht gleichbedeutend mit Hyperaktivität ist. Viele Betroffene erscheinen eher ruhig und nach innen gerichtet, kämpfen jedoch innerlich mit einer Flut an Gedanken, Eindrücken und Zweifeln.


Die Ursachen hinter ADHS verstehen


ADHS wird als neurobiologische Besonderheit angesehen. Studien zeigen, dass Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin im Gehirn von ADHS-Betroffenen weniger effizient arbeiten (1). Genetische Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Außerdem können Stress in der Schwangerschaft, Geburtskomplikationen oder frühe Traumata die Symptome verstärken. Neuroimaging-Studien zeigen eine reduzierte Aktivität in den Bereichen des präfrontalen Cortex, der für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Planung zuständig ist (2).


Evolutionäre Perspektive: ADHS als Überlebensvorteil



Aus evolutionärer Sicht ergibt ADHS plötzlich Sinn. In frühen Jäger- und Sammlerkulturen waren Menschen mit schneller Auffassungsgabe, höherer Wachsamkeit und spontaner Handlungsbereitschaft überlebenswichtig. Ihre Fähigkeit, blitzschnell auf Umweltreize zu reagieren, stellte einen Schutzmechanismus gegen Gefahren dar.


In unserer heutigen, stark strukturierten Welt, die oft stundenlanges Stillsitzen erfordert, wird diese Eigenschaft jedoch zum Nachteil. Die Natur hat solche Persönlichkeiten nicht "defekt" gemacht, sondern mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Wie der Neurowissenschaftler Dr. Edward Hallowell schreibt:

„Was wir heute als Störung betrachten, war einst ein evolutionärer Vorteil.“ (3)

Hochsensibilität und ADHS: Eng verknüpfte Eigenschaften


Es ist wichtig zu erwähnen, dass viele Menschen mit ADHS gleichzeitig hochsensibel sind. Untersuchungen zeigen, dass etwa 70–80 % der ADHS-Betroffenen Merkmale der Hochsensibilität aufweisen (4). Hochsensible nehmen Sinneseindrücke intensiver wahr, verarbeiten Informationen tiefer und reagieren emotional stärker. Diese Eigenschaften, in Kombination mit dem schnellen, assoziativen Denken bei ADHS, schaffen ein Profil, das besonders kreative, empathische und intuitive Menschen hervorbringt.


Doch genau diese Kombination bringt auch Herausforderungen mit sich. Ständige Reizoffenheit, ein Gedankenkarussell und emotionale Tiefe können zu einem Gefühl von Überforderung führen. Das Gefühl, nicht zu genügen oder sozialem Druck nicht gerecht zu werden, kann zu emotionalen Herausforderungen führen, mit dem Risiko von Burnout oder depressiven Phasen. Ich selbst habe lange gebraucht, um mit dieser inneren Vielschichtigkeit umgehen zu lernen. Durch verschiedene Ausbildungen habe ich gelernt, wie ich besser mit meinen Konzentrationsschwierigkeiten umgehe und emotionale Stabilität entwickle. Am wichtigsten: Ich habe das quälende Gefühl des Versagens hinter mir gelassen.


ADHS und Scannerpersönlichkeit: Kreativität entfalten


Menschen mit ADHS zeigen oft Merkmale einer sogenannten Scannerpersönlichkeit. Sie haben viele Interessen, lieben Abwechslung und sind vielseitig begabt. Langeweile gehört nicht zu ihrem Wortschatz. Ihr Geist ist ständig in Bewegung und auf der Suche nach Inspiration, Herausforderung und Entwicklung.


In der richtigen Umgebung können ADHS-Betroffene herausragende Innovatoren, kreative Denker oder empathische Führungspersönlichkeiten werden. Der Schlüssel liegt darin, den richtigen Platz im Leben zu finden – sowohl beruflich als auch privat. Berufe, die Freiheit und Kreativität bieten sowie abwechslungsreich sind, können entscheidend sein.


Eine Therapeutin berichtete von einem jungen Mann, der viele Berufe ausprobierte und immer wieder scheiterte. Schlussendlich fand er seine Berufung in der Notaufnahme eines Krankenhauses, wo schnelle Reaktionen und Dynamik gefragt waren – genau das, was seinem inneren Antrieb entsprach.


Praktische Möglichkeiten, um den „Güterzug im Kopf“ zu entlasten


ADHS-Betroffene denken eher zu viel und zu schnell. Die Gedanken springen, Ideen strömen in Sekundenschnelle, und das Gehirn läuft wie ein Hochleistungsmotor. Diese Kreativität ist faszinierend, bringt jedoch auch große Herausforderungen mit sich, insbesondere beim Fokus. Die folgenden Strategien können helfen, Ordnung in das Chaos zu bringen und den Alltag zu meistern.


1. Der Güterzug im Kopf - Ballast erkennen und loslassen


Ein Güterzug der als Bild für die vielen gedanklichen Themen bei ADS steht

Stell dir vor, deine Gedanken sind wie ein Güterzug, den du hinter dir herziehst. Jeder Waggon repräsentiert ein Thema, eine Idee oder eine Aufgabe. Du hängst ständig neue Waggons an, aber der Zug wird immer länger und schwerer. Was kannst du tun? Setz dich hin und schreibe auf, was dich beschäftigt:

  • Woran arbeitest du gerade?

  • Was macht dir Sorgen?

  • Welche Ideen sind in deinem Kopf?

  • Welche Verpflichtungen fühlen sich schwer an?


Gehe diese Liste bewusst durch. Trenne dich von einigen Waggons – parke sie im "Gedanken-Depot". Du verlierst sie nicht, denn sie sind dort sicher. Wichtig: Hänge keine neuen Waggons an, sondern notiere neue Ideen sofort im Depot.


2. Struktur als Schlüssel - arbeite in Zeitblöcken


ADHS-Gehirne benötigen klare Grenzen, um effektiv zu arbeiten. Die Pomodoro-Technik eignet sich hervorragend:

Taschenuhr für Zeitmanagement bei ADS

  • 25 Minuten konzentrierte Arbeit

  • 5 Minuten Pause

  • Nach vier Einheiten: eine längere Pause


Setze einen Wecker, um dich an diese Struktur zu erinnern. Dies reduziert Überforderung, da dein Gehirn eine zeitlich begrenzte Aufgabe erhält.


3. Reize reduzieren – Ordnung schaffen


Ein zentrales Problem bei ADHS ist die Reizoffenheit. Das Gehirn filtert kaum etwas aus. Was bei anderen unwesentlich bleibt, wird bei ADHS-Betroffenen intensiv wahrgenommen. Das Flackern des Bildschirms, der Stapel ungelesener Post, und viele mehr.


„Wie im Außen, so im Innen.“


Wenn dein Umfeld chaotisch und reizüberflutet ist, spiegelt sich dies in deinem Inneren wider. Schaffe daher eine reizarme und aufgeräumte Arbeitsumgebung. Dies ist keine ästhetische Spielerei, sondern eine wichtige therapeutische Maßnahme.


ein Schreibtisch minimalistisch für ADS

Praktische Tipps:

  • Arbeite an einem klar strukturierten Ort.

  • Reduziere visuelle Ablenkungen.

  • Nutze digitale Hilfen.

  • Schaffe eine angenehme Atmosphäre.

  • Nutze „Aufräumen“ als Vorbereitung für den Fokus.


Ordnung im Außen ist ein kraftvoller Hebel für innere Klarheit. Nur wenn du nicht ständig auf äußere Impulse reagieren musst, kannst du deinen Fokus wirklich lenken.


Ernährung und Vitalstoffe zur Unterstützung


Hand mit Nahrungsergänzungen bei ADS
Nahrungsergänzungen helfen, Defizite in der Nährstoffeversorgung zu vermeiden.

Die Ernährung beeinflusst ADHS oftmals mehr, als angenommen wird. Unser Gehirn ist ein biochemisches Organ. Die Leistungsfähigkeit hängt von der Verfügbarkeit bestimmter Vitalstoffe ab. Fehlt es an diesen, gibt es Konzentrationsprobleme, emotionale Instabilität und Antriebslosigkeit.


Dr. Petra Wenzel beschreibt in ihrem Buch „Schlau gelaunt“, wie Vitalstoffe unsere Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen (6). Sie erklärt, dass Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin auf bestimmte Mikronährstoffe angewiesen sind. Ohne suffiziente Nährstoffversorgung, funktioniert die Gehirnchemie nur eingeschränkt.


Wichtige Vitalstoffe:


Es ist biologisch notwendig, diese Vitalstoffe bereitzustellen, um die Botenstoffe für gute Stimmung, Fokus und Motivation herzustellen. Dr. Petra Wenzel betont:

"Unsere Stimmung ist nicht einfach Glückssache – sie ist das Ergebnis biochemischer Prozesse, die wir mit unserer Ernährung direkt beeinflussen können." (6)

Eine ganzheitliche Betrachtung von Gehirn, Stoffwechsel und Ernährung kann die Symptome deutlich verbessern.


Männer und Frauen die begeistert sind bei ADS
„Menschen mit ADS haben keinen Defekt – sie haben ein anders verdrahtetes Gehirn, das in der richtigen Umgebung zu Höchstleistungen fähig ist.“ - Dr. Edward Hallowell, Psychiater und ADHS-Experte

Medikamente: Kurzfristige Hilfe finden


Medikamente wie Methylphenidat (z. B. Ritalin) können kurzfristig helfen, die Symptome zu lindern. Sie sind jedoch keine Heilung und sollten nicht die einzige Maßnahme sein.


Langfristige Strategien wie Mikronährstoffzufuhr, Strukturtraining, Bewegung und Entspannungstechniken sind effektiver. So kannst du auch mit ADS das Leben leben, das du dir wünscht.



Empfehlungen für Mikronährstoffe


Seit sieben Jahren beschäftige ich mich intensiv mit der orthomolekularen Medizin. Als ausgebildete Vitalstoffberaterin ergänze ich meine Ernährung, um Defizite auszugleichen. Für mich ist genussvolle Ernährung wichtig. Sie ist frei von Zusatzstoffen, gemüsebasiert und absolut delikat. Ich empfehle Produkte mit höchster Bioverwertbarkeit.


Gerne gebe ich dir Informationen zu empfohlenen B-Vitamin-Komplexen und Magnesium, schreibe mir eine Nachricht.


Hast du Bedenken, Nahrungsergänzungen falsch einzusetzen?

Im "ErnährungsCheck" klären wir alle Fragen zu Nahrungsergänzungen.



Quellen:
(1) Faraone, S. V., et al. (2015). The World Federation of ADHD International Consensus Statement: 208 Evidence-Based Conclusions About the Disorder. Journal of Attention Disorders. (2) Bush, G., et al. (2005). Functional neuroimaging of attention-deficit/hyperactivity disorder: a review and suggested future directions. Biological Psychiatry. (3) Hallowell, E. M., & Ratey, J. J. (2011). Driven to Distraction (Revised): Recognizing and Coping with Attention Deficit Disorder from Childhood Through Adulthood. Ballantine Books. (4) Aron, E. N. (1996). The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You. (5) Bloch, M. H., & Qawasmi, A. (2011). Omega-3 Fatty Acid Supplementation for the Treatment of Children With Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Symptomatology. Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry. (6) Wenzel, Petra (2017). Schlau gelaunt – Wie Vitalstoffe unser Gehirn beeinflussen. (7) Arnold, L. E., et al. (2005). Zinc for attention-deficit/hyperactivity disorder: placebo-controlled double-blind pilot trial alone and combined with amphetamine. Journal of Child and Adolescent Psychopharmacology.

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